Bildmaschinen und Bildlichkeit. Transformationen des Archivs, ca. 1980-2010

Negative werden im Archiv der Bildagentur Keystone an der Grubenstrasse 45 in Zürich thematisch geordnet in Schachteln abgelegt, Fotograf: Gaetan Bally, 30.11.2004, Copyright: Keystone Schweiz AG.
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts hat sich eine industrielle Form der Bildproduktion entwickelt, die den steigenden Illustrationsbedarf von Printmedien und Werbebranche bediente. Im Zuge der Ausdifferenzierung dieser Bildwirtschaft entstanden Netzwerke, in denen Bilder hergestellt, bearbeitet und in riesigen Bildsammlungen archiviert wurden.
Bei meiner historischen Analyse gehe ich von einer grundlegenden Umformung dieser Bildkonvolute aus. Einerseits angestossen von neuen Geschäftsmodellen in den 1970er Jahren, andererseits bedingt durch neue Datenverwaltungstechnologien, die ab den 1980er Jahren implementiert wurden, transformierten sich sowohl Bild-, als auch bildliches Archiv. Dem Archiv ist also eine Mehrschichtigkeit inhärent, die es erstens als materiellen Ort mit all seinen sozialen und technischen Voraussetzungen konzipiert. Zweitens zielt der Begriff auch auf das Archiv des Sichtbaren, das über Darstellungsmodi von allerlei Themen Aufschluss gibt. Die Umformungen des als sozio-technische Entität – quasi als Bildmaschine – gedachten Archivs hatte Auswirkungen für die materielle und semantische Einbettung von Bildern, für ihre Adressierung, sowie für ihren artefaktischen Status innerhalb der Bildökonomie. Zusätzlich lassen sich aber auch auf der Ebene der Darstellungsmodi signifikante Veränderungen aufzeigen, die diese Transformationen des Bildarchivs vom Bildlichen her analysierbar machen.
Die Forschungsarbeit basiert hauptsächlich auf den beiden grössten fotografischen Archivbeständen in der Schweiz: dem der Bildagentur Keystone AG sowie dem ehemaligen Bildarchiv des Ringier-Verlags, das heute als Projekt vom Staatsarchiv Aargau verwaltet wird.